Saturn wird auch der „Hüter der Schwelle“genannt, weil er nur den, der ihn ganz in sich aufgenommen hat, der ihn zu seinem Verbündeten und Lehrer gemacht hat, passieren lässt – ähnlich wie ein Fährmann einem von der einen Uferseite zur anderen bringt. Die andere Uferseite ist die geistige Welt, die durch die geistigen Planeten Uranus, Neptun und Pluto im Geburtshoroskop repräsentiert wird. Erst wenn ich die notwendigen persönlichen Voraussetzungen geschaffen bzw. die nötige Reife erlangt habe, bin ich in der Lage, mich mit diesen Dimensionen zu befassen. Sie sehen hier die Schutzfunktion oder auch Mütterlichkeit von Saturn. Ohne diese Reife kann der Einbruch dieser Dimensionen nicht verkraftet werden und wirkt selbstzerstörerisch.
Erst wenn das im Geburtshoroskop vorhandene Saturn-Thema verinnerlicht und verstanden ist, können die spirituellen Planeten in ihrer wahren Form wirksam werden. Die Saturn-Position im persönlichen Geburtshoroskop beschreibt, wo der Mensch durch Arbeit zu tieferen Einsichten und Selbstverwirklichung kommen kann. Wenn ich jedoch Erfahrungen z.B. durch Schicksalsschläge nicht in meine innere Struktur einbaue, kann es zu Verhärtungen oder Erstaarungen führen.
Der Saturn im Geburtshoroskop ist der Lehrer, der mich zwingt mich bestimmten Herausforderungen und Aufgaben zu stellen. Erst nach dieser Reifeprüfung bin ich reif und in der Lage, Kontakt mit dem Spirituellen aufzunehmen. Der Unterschied zu entsprechenden Sonnen- oder Jupiterstellungen im Geburtshoroskop ist, daß bei einer Saturn-Stellung dieses Gebiet oder diese Fähigkeit erst zäh entwickelt werden muss und nach errungener Reife dieses Thema bewusster, verantwortungsbewusster, echter und tiefer gelebt wird. Die Saturnposition im Geburtshoroskop umschreibt das Gebiet, dem durch Arbeit die tiefste Bedeutung abgerungen und wahre Meisterschaft erreicht werden kann. Dann kann das geschehen, was die Alchemisten die Umwandlung des Bleis in Gold nannten. Indem ich mich gegen die saturnischen Lektionen nicht wehre, nicht mehr in der Umwelt die Sündenböcke dafür suche, wird aus der häßlichen Bestie im Märchen oder dem Frosch der Prinz. Das Annehmen dieses Prinzips und es verstehen wollen, ist ein entscheidendes Kriterium. Sonst erleben wir Saturn immer in seiner häßlichen und verzauberten Form (Bestie, Frosch). Aber das Wort verzaubert sagt ja auch aus, daß dies nur der äußere Schein ist, das essentiell etwas anderes dahinter steckt.
Gerade bei der weit verbreiteten Sehnsucht der Menschen nach Befassung mit dem Spirituellen, ist die Auseinandersetzung mit Saturn außerordentlich wichtig. Nach Integration der Saturn-Thematik im persönlichen Geburtshoroskop bzw. des saturnischen Prinzips nehmen wir auch unsere menschliche Begrenztheit wahr, was zur wahren Demut führt