Das tapfere Schneiderlein – Archetypisches Märchen bei Betonung des Sternzeichens Zwilling im Geburtshoroskop

Zeichnung des Sternzeichens Zwillinge im Comic-StilDas Sternzeichen Zwilling ist der große Kommunikator in unserem Kosmos. Seine Aufgabe ist es, Informationen oder Waren von einem Ort zum anderen zu bringen. Der Zwilling kann dabei sehr kreativ sein und dabei die Menschen beeindrucken. Ein Märchen, das sowohl die speziellen Fähigkeiten als auch die Schattenseiten eines Zwillings zeigt, ist das Grimm´sche Märchen „Das tapfere Schneiderlein“.

Der begnadete Feilscher

Das Märchen beginnt damit, dass ein Schneiderlein auf einem Tisch am Fenster sitzt und näht. Dabei sieht es eine Bauersfrau auf der Straße, die mit lauter Stimme gutes süßes Mus anbietet. Der Schneider bittet sie zu sich herauf. Sie muß dabei mit ihren schweren Körben drei Treppen hochsteigen. Die Bauersfrau soll vier Lot abwiegen (1 Lot ist eine alte Gewichtseinheit über ca. 16g), also ungefähr 64g, für die das Schneiderlein bezahlen will. Das Schneiderlein überrumpelt die Frau, indem es eine Mus-Zugabe von einem Viertelpfund heraushandelt. Die Bauersfrau zieht, verärgert über das schlechte Geschäft, von dannen.

Bei Zwillingen ist Merkur der herrschende Planet. Er gilt einerseits als Götterbote, andererseits aber auch als Planet der Händler und Kaufleute. Menschen mit Zwilling-Betonung sind prädestinierte geschäftstüchtige Händler. Ihre Überredungskunst ist legendär. Es scheint gegen ihr Wesen zu sein, etwas zu kaufen, ohne zu handeln. Ich war einmal mit einem Freund mit Zwilling-Sonne bei einem exklusiven Herrenausstatter. Ich sollte ihn beim Kauf eines Anzugs beraten. Der ausgewählte Anzug war mit einem Festpreis versehen. Nun begann mein Freund, mit dem jungen Verkäufer über einen Preisnachlass zu verhandeln. Er war voll und ganz in seinem Element, während mir das Ganze immer peinlicher wurde und mir der Verkäufer zunehmend leid tat. Ich verzog mich in eine Ecke des Ladens. Als schließlich die Verhandlungen meines Freundes nicht zu dem gewünschten Ergebnis führten, ließ er den Geschäftsführer rufen. Und was soll ich ihnen sagen: Mein Freund ging mit dem gewünschten Anzug und einem veritablen Preisnachlass aus dem Laden. Ich glaube, ein Zwilling kann gar nicht anders als zu handeln. Ein Basar muß eigentlich ein Zwilling-Paradies sein.

Der begnadete Selbstdarsteller

Und nun weiter im Märchen: Das Schneiderlein strich sich das Mus über einen Laib Brot, um es nach getaner Schneiderarbeit zu genießen. Die Fliegen an der Wand des Schneiderstübchens wurden jedoch von dem süßen Mus angelockt und sie ließen sich scharenweise darauf nieder. Als das Schneiderlein die ungebetenen Gäste entdeckt, schlägt es mit einem Topflappen auf sie ein. Danach heißt es im Märchen, „lagen nicht weniger als sieben vor ihm tot und streckten die Beine“. Das Schneiderlein ist so begeistert von seiner Tapferkeit, dass er sich sogleich an die Arbeit machte, einen Gürtel zu nähen auf den er in Großbuchstaben stickte: „Siebene auf einen Streich“. Diesen Gürtel bindet er sich nun um seinen Leib. Mit diesem kühnen Spruch will er nun die ganze Welt beeindrucken. Er ist so sehr von seiner Idee begeistert, dass sein Herz vor Freude wackelt „wie ein Lämmerschwänzchen“. Zum Zwilling-Typus gehört u.a. das Reich der Ideen und eine seiner großen Fähigkeiten ist – wie beim Schneiderlein – die hellwache Situationserfassung. Das Schneiderlein erkennt die Chance seines Lebens, sein Minderwertigkeitsgefühl (ausgedrückt durch die Verkleinerungsform „Schneiderlein“) abzuwerfen, um der von Äußerlichkeiten leicht zu beeindruckenden Welt Respekt einzuflößen. Böse gemeint, könnte man von Hochstapelei, wohlwollend von Schlitzohrigkeit sprechen – eine Eigenschaft, die dem Zwilling schon oft weitergeholfen hat. Wie sehr sich die Symbolik dieses Märchens im realen Leben spiegelt wird in der Lebensgeschichte des Baumoguls Jürgen Schneider (!!) sichtbar, der auch mit seinem grandiosen Auftreten und seiner Überzeugungskunst vor einigen Jahren einige gesellschaftliche Größen, u.a. den Vorstandsvorsitzenden der Deutschen Bank, zu seinen Bewunderern machte bis herauskam, dass er sie allesamt über den Tisch gezogen hat.

Bevor das Schneiderlein sich von seiner kleinen Kammer verabschiedet, sucht es herum, ob es etwas mitnehmen könnte. Es findet nur ein Stück alten Käse, den es in die Tasche steckt. Auf seinem Weg bemerkt es vor dem Stadttore einen Vogel, der im Gestrüpp gefangen war. Ihn steckt es ebenfalls in die Tasche. Sein weiterer (Entwicklungs-) Weg führt es auf einen Berg, wo es einem gewaltigen Riesen begegnet. Beherzt geht das Schneiderlein auf den Riesen zu und verwickelt ihn in eine Unterhaltung. Der Riese sieht zunächst verächtlich auf das Schneiderlein herab. Als aber das Schneiderlein seinen Gürtel zeigt und der Riese liest: „Siebene auf einen Streich“, meinte er, es wären Menschen gewesen. Sogleich bekam er etwas Respekt vor dem kleinen Kerl. Nun will er aber prüfen, ob an der vermeintlichen Stärke des Schneiderleins was dran sei. Er drückt einen Stein in seiner Hand so zusammen, dass das Wasser heraustropft. Nachdem das Schneiderlein vom Riesen herausgefordert wird, es ihm nachzumachen, holt es seinen weichen Käse aus der Tasche und drückt ihn, dass der Saft herausläuft. Dem Riesen verschlägt es die Sprache. Der Riese hebt jetzt noch einen Stein auf und wirft ihn so hoch, dass man diesen mit dem bloßen Auge fast nicht mehr sehen kann. Das Schneiderlein aber nimmt nun seinen Vogel aus der Tasche und wirft ihn in die Höhe. Der Vogel steigt so hoch auf, dass er nicht mehr zu sehen ist. Der Riese ist daraufhin von der Werfkunst tief beeindruckt.

Auch weitere Herausforderungen, die dem Schneiderlein von seiten des Riesen herangetragen werden besteht das Schneiderlein mit Bravour. Das Schneiderlein rivalisiert jedoch nicht auf eine plumpe Art und Weise, sondern auf eine kreative, trickreiche Art. Der Schneider weiß sehr gut, dass er kein Riese ist. Deshalb arbeitet er wendig, intelligent, aber auch listig auf seinem Weg zum sozialen Aufstieg. Auch der Zwilling-Typus arbeitet bei Auseinandersetzungen kaum mit körperlicher Kraft, sondern mit Charme, gewitzter Intelligenz und Schläue. Als der schmächtige Schneider an den Hof des Königs gelangt und die Bediensteten seinen Spruch „Siebene auf einen Streich“ lesen, berichten sie dem König von dem Kriegshelden. Da zu dieser Zeit zwei Riesen mit Rauben und Morden das Land in Angst und Schrecken versetzten, beauftragt der König das Schneiderlein, die gefährlichen Riesen zu töten. Dabei verspricht der König – wenn ihm diese Heldentat gelänge – seine einzige Tochter zur Gemahlin sowie das halbe Königreich.

Dem Schneiderlein gelingt es schließlich mit List und Tücke, das die beiden Riesen aufeinander losgehen und sich gegenseitig töten. Auch eine zweite und dritte Forderung des Königs, nämlich ein Einhorn und ein gefährliches Wildschwein zu überwältigen, erledigt das Schneiderlein mit gewohnter Spürnase, Raffinesse und Überredungskunst – alles Eigenschaften, die einem zwillingbetonten Menschen in der Astrologie zugeordnet werden.

Der König hält sein Versprechen und das Schneiderlein bekommt die Königstochter zur Gemahlin. Dem Schneiderlein ist damit der größtmögliche gesellschaftliche Aufstieg gelungen. Im Märchen heißt es jetzt aber: „Die Hochzeit ward also mit großer Pracht und kleiner Freude gehalten“. Mehr oder weniger geht daraus hervor, dass sowohl der König als auch die Königstochter von der Heirat nicht begeistert sind. Der König fürchtete vielleicht, dass der neue König auch an seinem Stuhl sägen könnte und bei dem jungen Ehepaar ist im Märchen keine Spur von Liebe die Rede. Hier ist dem jungen König zu wünschen, dass sein Entwicklungsweg nicht zu Ende ist und ein neuer Lebensentwurf dem alten Platz macht. Jedes Tierkreiszeichen ist für seine Balance auf sein Gegenzeichen angewiesen. Und das gegenüberliegende Sternzeichen des Zwilling-Archetyps ist das Tierkreiszeichen Schütze. Der Schütze arbeitet gerne an einer humanitären Welt. Sein Motiv des Helfens, sein Sinn für Gerechtigkeit und seine ethischen Prinzipien müssen bei Menschen mit Sternzeichen Zwilling im Geburtshoroskop ab der Lebenshälfte eine größere Rolle spielen. In unserem Märchen „Das tapfere Schneiderlein“ wird der junge König wohl deshalb eine Transformation bezüglich seiner Motive und Verhaltensstrukturen durchmachen müssen. Um ein weiser und gerechter König für sein Volk und ein verständnisvoller Ehemann zu werden, muß er wohl statt auf ausgeklügelte Tricks in Zukunft auf persönliches Vertrauen bauen. Erst dann kann es ein wirkliches Happy End geben.

Resümee

„Das tapfere Schneiderlein“ ist ein Märchen gegen die Lebensangst. Kinder identifizieren sich oft mit diesem Märchen. Sie fühlen sich ja auch klein gegenüber Eltern und Erwachsenen, die ihnen als Riesen erscheinen müssen. Kleine Kinder entwickeln daher oft schlaue Winkelzüge, um ihren Willen gegenüber diesen „Riesen“ durchzusetzen.
Aber auch eher kleinmütigen, ängstlichen Erwachsenen, die sich als sozialer Underdog empfinden, kann dieses Märchen Hoffnung und Lebensmut stärken, so dass auch sie ihre Ziele erreichen können.